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Das Magazin von LAGERflaeche.de
Das Magazin erscheint einmal im Quartal um über Trends in der Logistikindustrie und dem Umfeld der Logistik- und Industrieimmobilien zu informieren. Mit unserem neuen Magazin möchten wir unsere Zielgruppen noch besser erreichen. Für interessante Themen sorgen namhafte Professoren, Kunden oder Repräsentanten aus der Branche. Möchten Sie auch einen Beitrag veröffentlichen oder eine Anzeige schalten, dann sprechen Sie uns gerne an.
LAGERflaeche.de Magazin Feb. 2014 - Thema: Chancen in neuem logistischen Gewand
von Wolfgang Lehmacher
Logistik lässt sich nicht mehr von Verantwortung für Wohlstand, Wohlergehen und Zukunft trennen. Für Logistik-Unternehmen bedeutet dies: Nur wer innovativ über die originären logistischen Aktivitäten und Prozesse hinausdenkt, wird Chancen nutzen können und langfristig erfolgreich sein.
Digitale und mobile Revolution, zunehmende Umwelt- und Sicherheitsrisiken, steigende Komplexität globaler Wertschöpfungsketten: Die moderne Logistik und ihre Auftraggeber stehen vor Herausforderungen, die einerseits kollektives Handeln und ein neues Selbstverständnis erfordern und andererseits für alle Beteiligten viele neue Chancen eröffnen. Beispiel Ressourcenknappheit: Die Metalle der Seltenen Erden sind rar, ihr Abbau schädigt die Umwelt und die Menschen, die damit beschäftigt sind. Für unser tägliches Leben sind diese Metalle jedoch derzeit in vielen Bereichen
unumgänglich, befinden sie sich doch in unzähligen Produkten unseres täglichen Lebens, wie Leuchtstofflampen, Plasmafernsehern, Auto-Katalysatoren und medizinischen Geräten
sowie in Handys und Smartphones.
Wo liegen die Chancen für die Logistik? Denkt diese im Sinne des neuen logistischen Paradigmas (s. Grafik) über die klassische Logistik hinaus und entlang der gesamten Wertschöpfungskette, können gemeinsam mit Kunden und anderen Partnern viele neue Potenziale erschlossen werden.
Logistik kann Wertkreisläufe gestalten
Ein Handy enthält neben den Metallen der Seltenen Erden viele weitere wichtige Rohstoffe wie Kupfer, Silber, Gold sowie Kunststoffe. Rohstoffe, die wieder aufbereitet werden können und sollen. Gleichzeitig hat sich ein Lager der besonderen Art entwickelt: Nur 5 Prozent der Deutschen geben ihr ausgemustertes Handy zum Recycling, obwohl zwischen 65 bis 80 Prozent des Handys wiederverwertbar sind. Der Rest – und dies sind nach Expertenschätzung 120 Millionen Handys mit einem Wert von 4 Milliarden Euro – lagern in den Schubladen der Haushalte.
Dies ist eine Wertschöpfungschance für die Logistik! Sie kann die Rückführung der wertvollen Stoffe organisieren. Entweder durch den kostengünstigen Transport, zum Beispiel mittels Austauschservice, durch das Aufstellen von Werttonnen oder durch Sammelstellen-Kooperationen mit dem lokalen Handel – damit schließt die Logistik wichtige Wertstoffkreisläufe. Zudem müssen Materialien getrennt und recycelt werden. Hier besteht Nachholbedarf. Diesen können Logistik-Unternehmen ebenfalls als Chance für sich begreifen und nutzen – beispielsweise in dem sie die Recycling-Kompetenz selber aufbauen und entsprechende Dienste anbieten.
Mit der Rückführung und Wiederverwertung der Metalle in den Wertkreislauf wird nicht nur die Beschaffung der Rohstoffe vereinfacht – die Umwelt profitiert mehrfach: Es müssen weniger Rohstoffe abgebaut und über tausende Kilometer hinweg transportiert werden. Dies führt zu weniger Verkehrsaufkommen und weniger CO2-Emissionen. Straßen, Schiene und Seewege werden entlastet. Dies gilt übrigens auch für die Beschaffung und Entsorgung der Kunststoffe und anderer Bestandteile
der Handys.
Chancen jenseits der klassischen Dienstleistung
Oft wird ein Smartphone ausgemustert, weil ein kleines Teil defekt ist. Durch ein kluges Ersatzteilmanagement, welches durch Logistik-Unternehmen organisiert werden kann, wird die Einsatzdauer der Smartphones entscheidend verlängert. Zudem wird der 3-DDrucker bei der Herstellung von Ersatzteilen eine immer größere Rolle spielen. Dies eröffnet eine weitere Chance für die Logistik! Daher hat beispielsweise UPS in den USA Filialen mit 3-DDruckern ausgestattet und kann Ersatzteile direkt vor Ort produzieren und schnell auf kürzestem Wege zustellen.
Auch in Deutschland sind 3-D-Drukker nicht mehr unbekannt: Die Baumarktkette Knauber beispielsweise bietet in ihrem Stammhaus in Bonn-Endenich einen 3-D-Druckservice an. Eine iPhone-Hülle in individuellem Design ist bereits für zehn Euro erhältlich. Ersatzteile werden mit 24 Cent pro Gramm zzgl. Einrichtungsgebühr berechnet.
Für die Verbraucher bedeutet dies: Ersatzteile, die vom Hersteller nicht zwingend angeboten werden, können nun zu geringen Kosten produziert und erworben werden. Spülmaschinen, Mikrowellen aber auch andere Haushaltshelfer und Geräte, die aufgrund eines fehlenden Ersatzteils ausgemustert werden müssten, können nun dank 3-D-Druck repariert und weiter genutzt werden. Zudem müssen Hersteller Ersatzteile nicht mehr bundesweit bevorraten. Oder über mehrere Jahre im Repertoire behalten, um im Falle eines Falles Reparaturen anbieten zu können. Das entlastet die Lager und verringert den Flächenbedarf. Zudem werden die Kapitalbindungskosten gesenkt.
Die verschiedenen Beispiele zeigen: Durch die End-to-End Betrachtung der Wertschöpfungskette – von der Rohstoff-Beschaffung bis zum Recycling – und die Einbeziehung innovativer Technologien kann die Logistik-Industrie neue Geschäftsfelder erschließen, ihren Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher und ökologischer Herausforderungen leisten und gleichzeitig für Kunden, Partner
und die Logistik-Unternehmen selbst Mehrwert schaffen.
Wolfgang Lehmacher ist seit über 25 Jahren im Bereich der Global Supply Chain aktiv. Als Berater, Führungskraft und Unternehmer hat sich der Experte für interationale Geschäfte auf die Themen Qualitatives Wachstum und Smarte Lösungen spezialisiert.. Kontakt: wolfgang.lehmacher@corporatevalue.com