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LAGERflaeche.de Magazin Mai 2015 - Thema:Enorme Vielfalt – riesiges Potenzial
Eine Kommissionierlösung hat scheinbar gegensätzliche Forderungen zu erfüllen: Die Kommissioniertechnik muss schnell sein, denn wer wartet gerne auf seine Lieferung? Kommissionierfehler dürfen so gut wie nicht auftreten, denn Retouren sind teuer und die Empfänger unzufrieden. Gleichzeitig muss sich die Kommissioniertechnik wirtschaftlich rechnen. FM fragte bekannte Anbieter nach dem Stand der Technik und vor allem auch nach Neu- und Weiterentwicklungen.
Welches Liefer- und Leistungsangebot an Kommissionierlösungen bieten die Teilnehmer an der FMTrendumfrage an?
Die Bandbreite heutiger Kommissioniertechnik ist enorm groß – wie die Antworten der Anbieter zeigen. Helmut Prieschenk, Geschäftsführer bei der Witron Logistik + Informatik GmbH im oberpfälzischen Parkstein: „Wir planen, realisieren und betreiben hochdynamische automatisierte Kommissionierlösungen. Diese umfassen unter anderem Behälterkommissioniersysteme, Palettenkommissioniersysteme, die Lagenkommissionierung, Lösungen für Piece-Picking, CasePicking, Pick- und Packprozesse, Ganzbehälterkommissionierung, Kommissionierung von Getränkekisten sowie von Schwer- und Sperrigteilen.“ Dabei deckt das Unternehmen hinsichtlich des Mechanisierungsgrades die komplette Bandbreite ab.
Markus Müllerschön, Leiter IT-Consulting bei der Viastore GmbH in Stuttgart, beschreibt das Liefer- und Leistungsangebot des Unternehmens so: „Wir bieten sämtliche Kommissionierlösungen von Mann zur Ware bis Ware zum Mann, von Pick-byLight zu Put-to-Light, von Pick-byVoice bis Datenfunk, von Hochleistungskommissionierung HPPS über unseren Hochleistungskommissionierarbeitsplatz HPWS bis zum vollautomatischen Kommissioniersystem Viapick.“
Manfred Preiß, Leitung Vertrieb bei SSI Schäfer Peem im österreichischen Graz, die zur SSI-Schäfer-Gruppe in Neunkirchen im Siegerland gehört, meint, dass das Produkt- und Lösungsportfolio für Lagerung und Kommissionierung des Unternehmens weltweitwohl das umfangreichste ist. „Das Portfolio reicht von Kanallägern für die Getränkeindustrie bis zur Kleinteilekommissionierung durch Kommissionierautomaten und Kommissionierrobotern. Das Pickingangebot umfasst das automatisierte Kommissionieren von Palletten, das Vereinzeln von Lagen und LayerPicking sowie das Karton- und Einzelteilekommissionieren – bis hin zur Größe eines Lippenstiftes.“
Die österreichische TGW Logistics Group GmbH mit Sitz in Wels hat ein ähnlich großes Angebot. Dazu Christoph Wolkerstorfer, Geschäftsführer der TGW Mechanics GmbH: „Zu unserem Portfolio zählen modulare Ware-zur-Person-, Personzur-Ware- sowie vollautomatische Kommissioniersysteme, die an die individuellen Anforderungen des Kunden angepasst werden können.“ Sehr häufig käme eine Kombination aus unterschiedlichen Kommissioniersystemen zum Einsatz.
Ganzheitliche Lösungen liefert auch die Aberle Logistics GmbH in Siegen. „Wir stehen als maschinenbauunabhängiger Generalunternehmer und Systemintegrator im Markt. Als solcher bieten wir auch im Bereich der Kommissionierlösungen ein komplettes Produkt- und Leistungsspektrum auf modernstem Stand der technischen Entwicklungen“, umreißt Geschäftsführer Volker Knuff das Angebot.
Der BusinessDevelopment-Manager bei der Vanderlande Industries GmbH in Mönchengladbach, Peter Bimmermann, fasst die Unternehmensleistungen so zusammen: „Wir liefern eine Vielzahl von Kommissionierlösungen. Sie reichen von ‚klassischen‘ Systemen wie Ware-zur-Person in allen Ausprägungen über ZonenPicksysteme (auch Weiterreichsysteme genannt), Batch-Picking mit und ohne automatische Sortierung
bis zu vielen weiteren Systemen sowie Kombinationen daraus.“
Sehr kurz fasst sich Heimo Robosch, Executive Vice President bei der Knapp AG in Hart bei Graz: „Wir bieten die gesamte Palette an Kommissionierlösungen an: angefangen von manuellen Systemen über Shuttlesysteme bis zu vollautomatischen Robotersystemen.“
Die in Pirmasens ansässige PSB Intralogistics GmbH bietet in erster Linie automatisierte Intralogistikgesamtsysteme an, macht der Vertriebsleiter Deutschland, Volker Welsch, deutlich. In diesen Anlagen kämen an den manuellen Kommissionierarbeitsplätzen unterstützende Systeme wie Pick-by-Light, Barcodescanner und Datenfunk, Pick-by-Voice, Put-toLight und andere zum Einsatz.
Aus welchen Zielgruppen kommen die Kunden der teilnehmenden Unternehmen?
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass so gut wie alle Kundenkreise an neuester Kommissioniertechnik interessiert sind. Doch es gibt Schwerpunkte: Verstärkt werden Kommissionierlösungen von Herstellern und Dienstleistern aus den Bereichen Pharma, Health & Beauty, Getränkeindustrie, Mode, Lebensmittel, E-Commerce und Omnibzw. Multichannel nachgefragt, die ihre Waren über einen oder mehrere Vertriebskanäle verkaufen.
Auch die Nachfrage von Logistikdienstleistern und dem Handel ist festzustellen. Sie scheinen in moderne Intralogistiksysteme und hier zunehmend für die ‚1-Stück-Kommissionierung‘ investieren zu müssen, um sich kosten- und leistungseffizient aufzustellen. Weitere wichtige Anwender sind die Betreiber von Ersatzteillägern, zum Beispiel für die Kraftfahrzeug-Industrie, die optische Industrie, der Mediabereich und die Elektronikindustrie.
Hochleistungskommissioniersystem Rotapick von PSB Intralogistics. Mit der Anlage kommt ein einziger Kommissionierer auf über 1000 Picks in der Stunde.
Rund 80 Prozent (SSI Schäfer) bis 98 Prozent (Knapp) der Anfragen kommen aus dem Ausland. Unternehmen wie Viastore (Exportanteil 60 Prozent), PSB (Exportanteil 50 Prozent) und TGW nannten keine speziellen Kundenkreise. Sie verwiesen darauf, dass man in ganz unterschiedlichen Branchen etabliert sei.
Haben die Teilnehmer an der FMTrendumfrage spezielle Kommissionierlösungen für ganz bestimmte Branchen im Köcher, mit denen sie gegenüber dem Wettbewerb punkten können?
Markus Müllerschön von Viastore stellt fest: „Automatische Kommissionierlösungen sind vor allem geeignet, Spezialaufgaben, bei denen hohe Reproduzierbarkeit und hohe Leistungen gefordert sind, zu erledigen. Überschreiten Durchsatzforderungen eine bestimmte Grenze, wird eine automatische Lösung unumgänglich. Das sehen wir bei unserem Kunden Sberbank in Moskau deutlich: Die mehr als zwei Millionen Kartons werden von Robotern kommissioniert, anders wäre das gar nicht zu handhaben. Aufgaben wie das Palettieren, Depalettieren und Kommissionieren werden Teil eines automatisierten Prozesses.“
Christoph Wolkerstorfer von TGW verdeutlicht: „Wir verfügen in unseren Kernbranchen Textil, Lebensmittel und General Merchandise jeweils über sehr effiziente, ergonomische und wirtschaftliche Kommissionierlösungen. Ein Beispiel ist ein innovatives modulares System, das auf ‚Stingray‘-Shuttlesystem, ‚Kingdrive‘-Fördertechnik sowie ‚Pickcenter‘-Arbeitsplatztechnologie basiert.“
Nach Auffassung von Helmut Prieschenk setzt sein Unternehmen nach wie vor Maßstäbe im Bereich des Lebensmitteleinzelhandels mit der mittlerweile dritten Generation des vollautomatischen Lager- und Kommissioniersystems ‚OPM‘ und der ‚Case Order Machine‘ (COM). Aber auch die im Oktober 2014 neu vorgestellte Multichannellösung ‚FMC/DDS‘ (Food), die E-Commerce-Lösung ‚OFS‘ (Nonfood) sowie das ‚BOS‘-System für den Frische- und Getränkebereich würden überzeugen.
SSI Schäfer sieht sich seit vielen Jahren als Marktführer im Bereich Kommissionierlösungen für den Pharmagroßhandel und für Versandapotheken. Die Besonderheit an diesem Markt läge vor allem darin, dass sich die Kunden nicht durch ihre Produkte vom Wettbewerb unterscheiden, sondern durch den gebotenen Service. Daher sei in diesem Markt auch der Automatisierungsdruck von Beginn an sehr groß gewesen.
Manfred Preiß beschreibt konkrete Beispiele: „Wir haben Kommissionier-Anlagen entwickelt und Prozesse optimiert, die eine Lagerdurchlaufzeit – vom Auftragsbeginn bis zum Versand – von weniger als einer halben Stunde ermöglichen.“
Peter Bimmermann von Vanderlande betont: „Mit der Fokussierung auf bestimmte Zielbranchen sind wir in der Lage, auch spezielle Produkte für diese Industrien zu entwickeln. Beispielsweise ist unser ‚ACP‘ (Automated Case Picking) für Handelsunternehmen und Discounter entwickelt worden, um langfristig die aufwändige Kommissionierung für die Filialbelieferung durch ein hochgradig automatisiertes System abzulösen.“ Mit dem Shuttlesystem ‚Adapto‘ habe man zudem ein Lagersystem, das es ermöglicht, mit geringem Start-Invest Ware-zurPerson-Systeme zu implementieren und diese je nach Wachstum später sowohl leistungsmäßig als auch in der Anzahl der Stellplätze auszubauen.
Etwas allgemeiner äußert sich Volker Knuff von Aberle: „Wir offerieren ein komplettes Produktund Leistungsspektrum, aus dem wir für jede Kundenanforderung die passende Lösung erarbeiten. Sicher generieren wir dabei zusätzliche Vorteile, wenn wir im Verbund mit der ‚Körber Logistik Systeme‘ Gesamtlösungen entwickeln, bei denen auch die Stärken und Produktentwicklungen von unsereren Schwesterunternehmen einfließen.“
Die Knapp AG sieht ihr Knowhow in ihren Zielbranchen Pharma, Fashion, Multichannel/E-Commerce und den Lebensmittelhandel als eine der wichtigsten Kernkompetenzen. „Beispiele dafür gibt es viele“, stellt Heimo Robosch fest. „Unter anderem haben wir für die Migros Genossenschaft in der Schweiz und für ‚Spar‘ in Österreich zukunftsweisende Automatisierungslösungen im Lebensmittelbereich umgesetzt.“
Volker Welsch von PSB stellt neben dem bewährten Hochleistungskommissioniersystem ‚Rotapick‘ für Kleinteile vor allem die über Jahrzehnte weiterentwickelten Hängefördersysteme heraus. „Sie wurden klassisch ausschließlich zur Kommissionierung von hängender Bekleidung in der Textil- und Modebranche eingesetzt“, so der Vertriebsleiter. „Durch den Einsatz der Tasche am gleichen Hängefördergrundsystem lässt sich dieses Fördersystem nun auch zur Kommissionierung so genannter Liegeware, also sowohl für modische Accessoires als auch für Kleinteile aller anderen Branchen – bis zum Ölfilter in der Automobilindustrie – nutzen.“
Der Batch-Pick’n-Scan-Sorter von SSI Schäfer stellt eine Anlage dar, die die Kombination von Batch-Picking, Scan und anschließender Sortierung ermöglicht
Welche Komponenten der von den Teilnehmern an der FM-Trendumfrage gelieferten Kommissioniersysteme werden selbst entwickelt und produziert, welche werden zugeliefert? Stammt die Software aus eigenem Haus?
TGW nimmt dazu wie folgt Stellung: „Sämtliche Komponenten werden bei uns im Haus entwickelt, getestet und produziert. Natürlich kommt es
vor, dass wir auch spezifische Komponenten zukaufen, prinzipiell stammen unsere Lösungen aber in ihrer Gesamtheit aus dem Hause
TGW. Steuerung und Software sind hier keine Ausnahmen, im Gegenteil.“
Ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit liegt auch bei Viastore auf der Software, wie Markus Müllerschön erklärt: „Wir entwickeln Warehouse Management Systeme seit Ende der 1970er-Jahre, unser Standard-WMS ‚Viadat‘, das weltweit mehr als 12 000 User nutzen, haben wir seit 1991 im Programm und entwickeln es seither permanent weiter. Es zählt zu einem der umfassendsten Systeme am internationalen Markt.“
SSI Schäfer hat mit Produktionsstandorten in Europa, Asien und Nordamerika eine Fertigungstiefe von 85 Prozent. Alle Produkte stammen aus eigener Entwicklung. Zugekauft werden nur spezielle Sorter oder Sondermaschinen wie Kartonaufrichter und Verschließer. Steuerung und Software kommen aus dem eigenen Haus und reichen von SAPKompetenz über das WMS ‚Wamas‘ bis hin zum Materialflussrechner.
Witron übernimmt als Generalunternehmer von der Planung über die Realisierung, Mechanik, IT, Steuerung, Service und den Anlagenbetrieb die komplette Funktionsverantwortung. Dabei werden alle entscheidenden Elemente einer Logistikanlage im eigenen Hause selbst entwickelt und hergestellt.
Auch bei PSB steht bei der Lieferung des Intralogistikgesamtsystems, also Mechanik, Steuerung und IT, die eigene Wertschöpfung durch das Unternehmen im Vordergrund. „Alle Komponenten der von uns angebotenen Kommissioniersysteme stammen aus unserem Haus. Ausgenommen sind hier lediglich unter stützende Anzeigehilfen“, sagt Volker Welsch.
Ähnlich ist auch die Vorgehensweise bei Vanderlande. „Alle Komponenten wie Regalbediengeräte, Shuttlesysteme, Sorter, Fördertechnik, Roboteranwendungen, ergonomische Workstations und auch die jeweils zugehörige Software stellen wir selbst her.“ Falls der Kunde es wünscht, setzt Vanderlande auch die Software anderer Hersteller ein. Dies könne unter Umständen von Vorteil sein, wenn diese Software bereits vorhanden ist oder beispielsweise SAP EWM zum Einsatz kommen soll.
Heimo Robosch von Knapp beschreibt in seiner Antwort die Aktivitäten und die Aufgabenverteilung in der Firmengruppe: „Alle Systeme – auch die Lagerlogistiksoftware ‚Kisoft‘ – werden bei Knapp selbst entwickelt und produziert. Der Hauptsitz in Hart bei Graz ist mit 1 500 Mitarbeitern zugleich der größte Produktionsstandort der Gruppe. Darüber hinaus verfügen wir über lokale Kompetenzzentren, zum Beispiel beim Tochterunternehmen Dürkopp in Bielefeld, bei der Knapp Systemintegration in Leoben und bei der Ylog Industry Solutions in Dobl in Österreich.“
Eine andere Philosophie vertritt die Aberle Logistics GmbH. Wie Volker Knuff bekräftigt, müsse Generalunternehmerschaft nicht gleichzeitig bedeuten, dass alle Anlagenkomponenten von ein und demselben Lieferanten bezogen werden müssen. „Im Gegenteil: Mit einer solchen Entscheidung beschränken die Auftraggeber nicht selten die Effizienz und Flexibilität ihrer Anlage selbst. Ein Systemintegrator wie wir verfügt in der Regel über ein deutlich breiteres Optimierungspotenzial. Er wählt die für die jeweilige Anwendung besten Komponenten.“ Davon nehme man Innovationen nicht aus, nur weil sie, wie etwa die vom Schwesterunternehmen Langhammer GmbH entwickelte Systemlösung für vollautomatische, robotergestützte Lagenpalettierung aus dem eigenen Hause stammen. Wie Volker Knuff ferner unterstreicht, seien vor allem die IT-Systeme und die Steuerungstechnik die entscheidenden Faktoren für eine Anlage.
Kommissionieranlage mit Pick-by-Light-Anzeige von Viastore Systems, die bei Bort Medical realisiert wurde
Nicht nur durch den weiter zunehmenden Onlinehandel müssen immer mehr Bestellungen mit immer weniger Positionen wirtschaftlich bearbeitet werden. Mit welchen speziellen Techniken und Strategien erfüllen die Unternehmen die gestiegenen Anforderungen an die Kommissioniertechnik in Bezug auf Geschwindigkeit und Qualität der Kommissionierung?
Manfred Preiß von SSI Schäfer: „Durch unser Lösungsportfolio im Bereich der Medikamentendistribution, in dem es immer schon auf Geschwindigkeit und Genauigkeit ankam, haben wir entsprechendes Knowhow aufgebaut, das sich auch sehr gut in anderen Branchen anwenden lässt. So wird durch einen speziellen Sorter die Anzahl der Prozesse zwischen Wareneingang und Endkontrolle Versand deutlich reduziert. Der Prozess beinhaltet auch eine sechsseitige Identifizierung und Codelesung, die einen SixSigma-Qualitätslevel erreicht.“
Witrons Geschäftsführer Helmut Prieschenk betont, dass Geschwindigkeit und Qualität für alle Branchen wichtige Kriterien seien und blieben. „In den Zeiten des ECommerce und der MultichannelLogistik sind jedoch die Pick- und Packlösungen in FulfillmentCentern ein weiterer entscheidender Wettbewerbsvorteil. Ziel ist es, dass der Kunde seine Bestellung nicht nur am gleichen oder am nächsten Tag, sondern in einem fest vereinbarten Zeitfenster geliefert bekommt. Hierfür braucht es neben einer wirtschaftlichen Mechaniklösung auch multifunktionelle Lagerverwaltungssysteme, die über einfache Schnittstellen mit Warenwirtschaftssystemen und Tourenplanungssystemen des Kunden kommunizieren.“
Pick-by-Light-Anlage von Aberle Logistics für die Behälterkommissionierung. Die Implementierung erfolgte bei Claas.
Eine sehr dezidierte Meinung dazu hat Volker Knuff: „Da kommt jedes Jahr ein neuer Hype. Vorgestern war Pick-by-Voice der letzte Schrei, gestern hieß es, die Ergonomie der Pickstationen sei das A und O. Heute sind Pick-by-Vision und die Google-Brille in aller Munde. Die für die Kunden beste Lösung, Technik und Strategie werden von seinen Produkten und seinen individuellen Anforderungen, etwa an Durchsatz und Lagerkapazitäten, bestimmt.“
Effiziente Techniken und Strategien in Bezug auf Geschwindigkeit und Qualität der Kommissionierung ließen sich nicht pauschal benennen – und auch nicht von der Stange anbieten. „Die Kommissionierqualität ist prinzipiell in allen Projekten von großer Bedeutung, tritt jedoch bei hochwertigen Waren verstärkt in den Vordergrund“, weiß Volker Welsch. Das sei nachvollziehbar: Ein Mengenfehler im Kommissionierbereich hochwertiger Smartphones ziehe weitreichendere Folgen nach sich als ein Mengenfehler bei der Kommissionierung von kostengünstigen Werbeartikeln. Dennoch sei die Fehlerfreiheit zunehmend wichtig, werden doch immer mehr Waren direkt zum Endverbraucher gesendet. Somit führe ein Kommissionierfehler immer häufiger zu direkten finanziellen Verlusten. Der Fachmann bringt noch ein weiteres Argument: das Retourenmanagement. „Moderne Kommissioniersysteme integrieren die retournierten Artikel so in den Warenfluss, dass diese nachder Qualitätssicherung sofort wieder zum Versand zur Verfügung stehen, ohne diese Waren in die ursprünglichen Lagerorte zurücksortieren zu müssen.“
Markus Müllerschön von Viastore sieht die Situation so: „Mit der Atomisierung der Bestellungen und Zunahme der Sendungen nehmen zwangsläufig auch die Fehler zu, und die körperliche Belastung für den Kommissionierer steigt. Eine sinnvolle, IT-gestützte Automatisierung sorgt für hohe Prozesssicherheit, erhöht damit die Kommissioniergeschwindigkeit und reduziert die Fehlerquellen erheblich.“ Eine solche Lösung habe man beispielsweise für den Medizintechnikhersteller Bort realisiert.
Peter Bimmermann von Vanderlande: „Wir liefern seit vielen Jahren Systeme für den Onlinehandel. Die jeweils implementierte Lösung unterstützt das jeweilige Geschäftsmodell optimal. Allen gemeinsam ist im Wesentlichen die Flexibilität und Skalierbarkeit, wie sie zum Beispiel durch unser Shuttlesystem realisiert wird.“ Häufig müssten die Systeme zusätzlich stressresistent gegenüber Lastspitzen respektive Schwankungen sein. „Stichworte sind hier ‚Black Friday‘, ‚Cyber Monday‘, Weihnachten und andere Saisonalitäten sowie Spitzen im Tagesverlauf.“
Die Kommissionierstation Pick@Ease von Vanderlande Industries ist leistungsfähig und besonders ergonomisch.
Christoph Wolkerstorfer von TGW erläutert: „Durch eine Beschleunigung der Prozesse im Distributionszentrum selbst können oft auch längere Transportzeiten wettgemacht werden. Darunter fällt zum Beispiel, dass Retouren, die bald wieder zum Versand benötigt werden, in einem automatischen Puffer zwischengelagert werden und umgehend für die Kommissionierung bereitgestellt werden können. Darüber hinaus erkennt die
Software sofort Fehler an den Pickcenter-Arbeitsplätzen und bietet eine benutzerfreundliche Oberfläche mit Displayführung.“
„Seit dem Beginn der E-Commerce Entwicklung werden vor allem unsere All-in-Shuttle-Konzepte nachgefragt“, unterstreicht Heimo Robosch. „So kann nicht nur Geschwindigkeit, sondern vor allem eine hohe Flexibilität in technische Lösungen eingebracht werden.“ Darüber hinaus spiele die Qualität eine entscheidende Rolle, denn jeder wisse, dass ein falsch belieferter Kunde ein verlorener Kunde ist. Hier schließt das ‚Zero Defect Warehouse‘-Prinzip von Knapp an: „In einer Umgebung, in der einerseits gesetzliche Vorschriften immer stärkere Produkt- und Lieferkettenverfolgung einfordern und andererseits die Kosten für Fehlerbehebung und Retourenbearbeitung steigen, setzen wir auf Qualitätssicherung im Arbeitsablauf statt Fehlererkennung in der Endkontrolle“, so Robosch.
Ergonomische Kommissionierung mit der Kommissionieranlage Pick-it-Easy von Knapp bei Würth in Künzelsau.
Mit welchen Systemen oder Strategien stellen die Teilnehmer an der FM-Trendumfrage eine optimale Flexibilität sicher?
„Ziel ist es, gemeinsam mit dem Kunden Lösungen zu entwickeln, die ein hohes Maß an Flexibilität und Kommissionierqualität ermöglichen“, betont Helmut Prieschenk. „Eine hohe Flexibilität beinhaltet auch, dass selbstverständlich sämtliche Vertriebswege in das Gesamtsystem integriert sind.“
Die schon erwähnte neue Multichannellösung gewährleiste im Bereich des Lebensmitteleinzelhandels eine wirtschaftliche Belieferung und Vernetzung aller Formate – aus einem Logistikzentrum. „Das Multichannelgeschäft ist heute Gang und Gäbe“, konstatiert Markus Müllerschön. „Das zentrale Element hierfür ist die richtige WarehouseManagementSoftware, die das Ganze steuert und managt. Sie verarbeitet die Bestellungen, die über das Internet, über Dispo Aufträge von Filialen oder von Vertriebsmitarbeitern über das ERP eingehen.“
Aufgabe des WMS sei es, die vorhandenen Anlagenressourcen und Arbeitskräfte optimal einzusetzen – mit Strategien, die an die jeweils aktuelle Situation angepasst sind. Entscheidend sei, dass der Empfänger die bestellte Ware zum richtigen Zeitpunkt erhält. Manfred Preiß meint dazu: „Die größte Flexibilität bietet hierbei das Ware-zur-Person-System, das keine ABC-Lagerbelegung erfordert und unkritisch bezüglich Slotting ist. Um aus ein und demselben Lager Shop-Belieferung und B2C-ECommerce bedienen zu können, haben wir unsere ‚Fulfilment Factory‘ entwickelt. Als Grundlage dient die Hängefördertechnik mit Taschensorter.“ Zudem seien die ergonomisch gestalteten manuellen Kommissionierarbeitsplätze nicht zu unterschätzen, die die Leistungsfähigkeit und Flexibilität erhöhen.
Christoph Wolkerstorfer stellt klar, dass die Kommissioniersysteme von TGW modular aufgebaut seien. Dadurch könne das System entsprechend der aktuellen Arbeitslast optimal betrieben werden. Außerdem ließen sich weitere Module anbauen und somit die Durchsatzleistung bei Bedarf erhöhen. „Unsere Systeme erlauben eine Schwankung oder auch eine Veränderung der Auftragsstruktur bis zu einem gewissen Limit, ohne dass Änderungen an der Technik vorgenommen werden müssen.“
Volker Knuff vertritt die Ansicht, dass es nicht das System für die effiziente Intralogistik hinter dem Web-Shop gebe. „Wohl aber können wir Grundvoraussetzungen für effiziente, flexible Hardware und zukunftsfähige Systeme und Lösungen definieren. Modularität und Skalierbarkeit lauten die beiden entsprechenden Attribute. Sie bieten auch mittel- und langfristig die Basis für die Ausbaufähigkeit und Wandelbarkeit der Systeme.“
Peter Bimmermann betont, dass sein Unternehmen durch das breite Portfolio in der Lage sei, alle denkbaren Konzepte umzusetzen. „Wichtig ist immer, nicht nur die harten Fakten zu betrachten, sondern auch die Besonderheiten, durch die sich der jeweilige Kunde vom jeweiligen Wettbewerb absetzt. Dies kann dazu führen, dass bei ähnlichen Produkten im gleichen Markt unterschiedliche Konzepte zum Einsatz kommen.“
Heimo Robosch präferiert in diesem Zusammenhang Shuttlesysteme. Sie seien ideal, um enorme Kommissioniermengen mit geringen Losgrößen zu bewältigen. „Unser Shuttle stellt alle darin befindlichen Waren rund um die Uhr zur Verfügung. Dabei ist es unerheblich, wo diese gerade im System gelagert sind. Gleichzeitig gelingt es mit unserem Ware-zur-PersonSystem ‚Pick-it-Easy‘, dass die im Distributionszentrum gelagerten Waren von einem Arbeitsplatz aus erreichbar und somit Nachfrageschwankungen und Sortimentswechsel leicht zu bewältigen sind.“
Volker Welsch äußert sich so: „Wir setzen hochdynamische Kommissionierlösungen, etwa für den Versandhandel, ein. Bedingt durch saisonale Schwankungen ist in diesem Bereich Flexibilität oberstes Gebot. Hier haben sich teilautomatisierte Lösungen bewährt, wobei die Systeme durch mehr oder auch weniger Mitarbeiter genutzt werden können.“ Auch das PSB-Kommissioniersystem ‚Rotapick‘ trage maßgeblich zur Flexibilität bei, da dieses System in unterschiedlichen Operationsmodi betrieben werden könne.
Ergonomische Hochleistungskommissionierstationen des Typs ‚Pickcenter Multi‘ von TGW im neuen Logistikzenrum von Alfred Kärcher in Obersontheim.
Automatische Kommissionierlösungen setzt die Lebensmittelindustrie schon lange ein. Welchen Branchen sind solche Lösungen ebenfalls zu empfehlen – und welchen nicht?
Bei Vanderlande meint man, dass automatische Ganzgebinde-Kommissioniersysteme wie das hauseigene ACP überall dort eingesetzt werden könnten, wo ähnliche Rahmenbedingungen herrschen, das heißt: eine Sortimentsgröße bis 20 000 Artikel und ein hinreichend großer Durchsatz von 30 000 bis 500 000 Gebinden pro Tag.
Laut Witron könne man eine pauschale Aussage hier nicht treffen. Helmut Prieschenk. „Prinzipiell ist in jedem Einzelfall zu prüfen, ob eine Automatisierung wirtschaftlich ist oder nicht. Generell ist festzustellen, dass wir aktuell viele Anfragen aus den Bereichen E-Commerce Nonfood sowie dem Ganzbehälterhandling, wie bei Obst, Gemüse und Getränke, haben.“
Spezielle Branchen nennt auch TGW: „Auch im Textil- und General-Merchandise-Bereich können automatische Kommissionierlösungen zu einer Reduktion der Betriebskosten führen. Zurzeit wird an innovativen Systemen gearbeitet, die eine weitere Automatisierung rentabel machen.“
Weniger branchenbezogen sieht es die Knapp AG. Heimo Robosch: „Unabhängig von der Branche eignen sich vollautomatische Kommissionierlösungen einerseits zur Kommissionierung von Kleinmengen, insbesondere mit standardisierten Produktverpackungen in Kommissionierautomaten oder Einzelstückkommissionierrobotern und andererseits zur Auslieferung von artikelreinen Standardgebinden zu Filialen oder Shops.“
Auch Viastore empfiehlt keine Branchen. Stattdessen vertritt Markus Müllerschön die Meinung, „dass das immer sehr stark von der Artikelstruktur des Anwenders und seinen Lieferanforderungen abhängt“.
Manfred Preiß von SSI Schäfer schreibt, dass die Pharmaindustrie mit dem Großhandel in Bezug auf Automatisierung Vorreiter war und es auch jetzt noch ist. Preiß: „Durch die Einschränkung für Personen im Tiefkühlbereich hat sich die Automation auch hier schnell durchgesetzt.“
Der Pharmabereich ist auch das Stichwort für PSB: „Seit vielen Jahren gibt es automatische Kommissionierlösungen in der Pharmabranche.“ Wenn aber die zu kommissionierenden Produkte eine eingrenzbare Ähnlichkeit in Gewicht und Abmaßen aufweisen, sehe man prinzipiell keine Begrenzung auf spezielle Branchen.
Aberle Logistics verzeichnet gegenwärtig – wie schon erwähnt – eine gestiegene Nachfrage nach Automationslösungen bei Logistikdienstleistern und den Logistikern des Handels.
Setzt Benchmarks in der Logistik des Lebensmitteleinzelhandels: Die dritte Generation der Witron-Lösung OPM/COM.
Zeichnen sich neue Trends in der Kommissioniertechnik ab, die längerfristig Bestand haben werden?
„Nach mehr als 40 Jahren können wir sagen, dass Kunden in der Regel nicht auf Trends setzen“, stellt man bei Witron fest. Der Kunde suche nach einer funktionierenden und ganzheitlichen Lösung, die ihm intern und extern Wettbewerbsvorteile verschafft. Dabei sei der Kunde zumeist ergebnisorientiert und nicht technikorientiert.
Manfred Preiß von SSI Schäfer führt aus, dass „die Nachfrage nach Multichannel Warehouses steigt. Diese müssen so flexibel sein wie der Markt, den sie bedienen. Hier ist häufig eine 80-prozentige Automatisierung mit effektiven ergonomischen Arbeitsplätzen eine gute Lösung.“
Die Multichannelthematik greift auch Volker Knuff auf: „Die steigenden Anforderungen an die Multichanneldistributionen, kleinere Auftragsvolumina, geringere Auftragsdurchlaufzeiten und höhere Personalkosten, treiben die Entwicklung der Shuttlesysteme weiter voran. Hierbei werden sich die Einsatzmöglichkeiten von der Lagermaschine oder als Auftragspuffer bis hin zum teilweisen Ersatz der Stetigfördertechnik weiterentwickeln.“
Christoph Wolkerstorfer aus Wels hebt hervor: „Wir bemerken, dass die aktuellen Trends in Richtung intelligenter Benutzerführung gehen und zu Systemen, die die Aktionen der Benutzer korrekt interpretieren und somit systembedingte Nebentätigkeiten eliminie ren.“
Heimo Robosch von Knapp ist der Ansicht, dass sich Veränderungen in den Bereichen der direkten Kommissionierung ergeben werden, wo sich über Robotik völlig neue Möglichkeiten ergäben. „Starke Veränderungen erwarten wir auch im Umfeld der Bedienerführung und Fehlererkennung im Prozess über den Einsatz von neuesten, optisch geführten Systemen.“
Aus PSB-Sicht bleibt es bei der Hauptforderung nach (noch) mehr Flexibilität. Manuelle, teilautomatisierte sowie vollautomatisierte Systeme hätten ihren Platz und würden ihn auch in Zukunft haben. „Ein weiterer bedeutender Trend ist der Einsatz von Augmented-RealityLösungen“, stellt Volker Welsch fest. „Dieses Beispiel zeigt, dass Technologien aus anderen Bereichen auch in der Intralogistik wichtige Impulse für Leistungssteigerung setzen können.“
Peter Bimmermann von Vanderlande ist sich sicher, dass sich die Schnittstellen zum Benutzer als ein Teilbereich der Ergonomie weiterentwickeln werden. „Datenbrillen wie ‚Google Glass‘ oder ‚Oculus rift‘ und andere ‚Wearables‘ werden Einzug halten. Kooperative Robotersysteme, die in Interaktion mit dem Bediener arbeiten, sehe ich ebenfalls als realistisch an.“
Markus Müllerschön von Viastore formuliert es kurz und bündig: „Die Automatisierung wird weiter fortschreiten, Kommissioniersysteme werden damit noch flexibler und dynamischer, denn das ist es, was die Anwender brauchen.“
Alle an der FM-Trendumfrage teilnehmenden Unternehmen waren mit dem Jahr 2014 zufrieden bis äußerst zufrieden. Man habe mit den Neuentwicklungen die richtige Strategie verfolgt und konnte neue Kunden gewinnen. Die Anbieter von Kommissioniertechnik fühlen sich also für heutige und zukünftige Aufgabenstellungen gut gerüstet.