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Logistik-Forschungsprojekt für die deutsche Automobilindustrie
Logistik-Forschungsprojekt für die deutsche Automobilindustrie
Das Forschungsverbundprojekt „RFID-based Automotive Network (RAN)" zur
transparenten und unternehmens-übergreifenden Logistik- und
Produktionssteuerung in der Automobilindustrie ist mit Beteilung des Bremer
Instituts für Produktion und Logistik BIBA an der Universität Bremen gestartet.
Auch die Forschungsergebnisse des Bremer SFB 637 „Selbststeuerung logistischer
Prozesse" werden verwertet und in die Praxis übertragen.
Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) geförderte
Verbundprojekt „RFID-based Automotive Network (RAN)" entwickelt
standardisierte Methoden und Vorgehensweisen für Radio Frequency Identification
(RFID)-basierte Steuerungsarchitekturen in Produktion und Logistik, die
branchenweit Einsatz finden sollen. Das Bremer Institut für Produktion und
Logistik (BIBA) an der Uni Bremen trägt zu diesem Projekt mit Ideen aus der
Grundlagenforschung bei. Die Hauptaufgabe des Institutes ist die Entwicklung
von hybriden Steuerungskonzepten und deren Umsetzung in komplexen Netzwerken
der Automobilindustrie. Die Grundlagen dazu bieten die Ergebnisse im
Sonderforschungsbereich 637 „Selbststeuerung logistischer Prozesse – Ein
Paradigmenwechsel und seine Grenzen" der Universität Bremen, in dem seit
2004 Konzepte und Methoden der Selbststeuerung für die Produktion und Logistik
erforscht werden.
Autoindustrie baut auf komplexe Lieferantennetzwerke
Individuelle Fahrzeugwünsche, neue Antriebstechnologien und ständige
Innovationen erzeugen eine stetig wachsende Variantenvielfalt. Aus diesem Grund
konzentrieren sich die Automobilhersteller auf ihre Kernkompetenzen und
reduzieren ihre Fertigungstiefe. Dies führt zur Entwicklung komplexer
Lieferantennetzwerke.
Die Lieferanten reichen von Kleinbetrieben über mittelständische Unternehmen
bis hin zu Konzernen und beliefern die Automobilhersteller aus der ganzen Welt.
Die globale Anbindung der Lieferanten per Schiff, Bahn, LKW und Flugzeug
integriert zusätzliche Unternehmen in den Produktionsablauf. Somit ist an der
Herstellung eines deutschen Fahrzeugs eine weltumspannende Vielzahl an
Unternehmen beteiligt, die ein schwer überschaubares Produktions- und
Logistiknetzwerk bilden. Diese komplexen Netzwerke gilt es zu steuern und zu
beherrschen.
Hier setzt das am 1. Januar 2010 gestartete und auf eine Laufzeit von drei
Jahren ausgelegte Forschungsprojekt „RFID-based Automotive Network (RAN)"
an. Dieses Projekt wird mit einem namhaften Projektkonsortium aus
Automobilherstellern, Lieferanten, Dienstleistern, Technologiepartnern,
IT-Unternehmen und Forschungseinrichtungen neue Methoden und Ansätze zur
wirtschaftlichen und unternehmensübergreifenden Steuerung von Prozessen in der
Auftragsabwicklung entwickeln und einen neuen Branchenstandard schaffen.
Für Peter Glaser, Leiter Produktionsplanung Logistik bei der Daimler AG ist
„Transparenz im Materialfluss die Voraussetzung, um schnell und flexibel auf Marktanforderungen
reagieren zu können". Wie wichtig dies auch für andere Partner ist,
verdeutlicht Dr. Edgar Quandt, Leiter Corporate R&D Advanced Technologies
der REHAU Gruppe: „Uns, als Full Service Supplier der Automobilindustrie,
erschließt die durch RFID erreichbare Prozesstransparenz neue Wege, unsere
Qualitätsstandards noch weiter zu steigern. Nur mit gemeinsamen
Prozessstandards können wir dies auch über die gesamte Supply-Chain hinweg
sicherstellen."
Effizienter Informationsaustausch mit Hilfe eines Infobrokerkonzeptes
Im Projekt RAN soll mit standardisierten Prozessen, unter Einsatz modernster
RFID-Technik, die Möglichkeit eines effizienten Informationsaustausches mit
Hilfe eines Infobrokerkonzeptes für die gesamte Automobilindustrie geschaffen werden.
Es geht darum, erstmals branchenweit eine Einigung über standardisierte
Methoden zu erzielen, die alle an der Wertschöpfung beteiligten Unternehmen mit
einbezieht
Der Infobroker ermöglicht den standardisierten Austausch prozessrelevanter,
echtzeitnaher Daten zur Steuerung und Optimierung der Wertschöpfungskette in
einem Netzwerk. Assistenzsysteme gleichen Plan- und Ist-Daten miteinander ab
und geben bei Abweichungen Handlungsempfehlungen. Mit diesen
Steuerungskonzepten kann auf rasch ändernde Marktsituationen schnell und
flexibel reagiert werden. Standardisiertes Auto-ID-Equipment und Prozessmodule
reduzieren Suchaufwände, Sonderaktionen, Fehlerfolgekosten, Produktionsausfall,
Bestände und aufwendige Rückverfolgung bei Qualitätsproblemen sowie Durchlaufzeiten.
Rollenbeschreibungen für die unterschiedlichen Prozesspartner wie Lieferanten,
Dienstleister und Ausrüster erleichtern die Integration in das Netzwerk. Der so
entstehende Prozessbaukasten liefert damit die Bausteine und
Integrationsleitfäden für neue Netzwerkteilnehmer. Mit der RAN-Zertifizierung
schließt die Integration ab.
Aufgrund der breiten Zusammensetzung des Konsortiums wird erreicht, dass die
erarbeiteten Ergebnisse über die am Verbundprojekt beteiligten Unternehmen eine
schnelle Verbreitung im Bereich der Automobilindustrie und darüber hinaus
finden. Somit wird mit RAN ein sichtbarer Wettbewerbsvorteil der deutschen
Automobilindustrie im internationalen Vergleich erzielt.
Expertin: Aleksandra Slaby, sla@biba.uni-bremen.de