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Logistik-Indikator im ersten Quartal 2010: Deutliche Belebung der Logistikkonjunktur in Deutschland, „Grüne Logistik“ und Nachhaltigkeit kein Opfer der Krise


Logistik-Indikator im ersten Quartal 2010: Deutliche Belebung der Logistikkonjunktur in Deutschland, „Grüne Logistik“ und Nachhaltigkeit kein Opfer der Krise

 

 

 

Die Zeichen für die Geschäftsentwicklung in der deutschen Logistikwirtschaft stehen zum Jahresauftakt weiterhin auf Expansion. Die Auswertung der Februarbefragung für den Logistik-Indikator ergab einen Anstieg des Klimawertes um 12 Indexpunkte. Mit einem Stand von 114,3 Zählern liegt der Wert jetzt deutlich über der neutralen 100er-Marke. Der bereits wieder recht günstige Gesamtwert wird jedoch massiv von der positiven Erwartungshaltung für die weitere Entwicklung in den kommenden 12 Monaten getrieben. Die Erwartungskomponente erreicht mit einem Indexstand von 135,6 Punkten (Zuwachs um 14 Zähler) ein Niveau, das schon wieder den Werten aus der ersten Hälfte des Jahres 2008 nahekommt. Demgegenüber fällt die Lageeinschätzung immer noch wesentlich verhaltener aus. Diese konnte sich zwar um knapp 10 Indexpunkte ebenfalls verbessern, der nunmehr erreichte Stand von 93,1 Punkten zeigt aber, dass die Geschäfte im aktuellen Quartal immer noch nicht so laufen, wie es in einer konjunkturellen Normalsituation der Fall wäre. Die Kluft zwischen Lageeinschätzung und Erwartungshaltung bleibt damit weit aufgerissen, beide entwickeln sich aber seit nunmehr drei Quartalen im Geleitzug nach oben.

 

 

 

Diese Entwicklung gilt indes nur für den Gesamtmarkt. Während sich auf der Anwenderseite (Industrie und Handel) die Lage- und Erwartungseinschätzungen aufeinander zu bewegen, laufen bei den Anbietern (Logistikdienstleister) beide Teilindikatoren weit auseinander. Mit über 62 Indexpunkten erreicht dort der Erwartungsvorsprung den höchsten Wert seit Beginn der Befragungen im Jahr 2006. Der abermals kräftig gestiegenen Zuversicht für die nächsten 12 Monate (Zunahme der Erwartungskomponente um fast 18 Indexpunkte auf jetzt 146,5) steht sogar ein leichter Rückschlag bei der Lageeinschätzung gegenüber (Rückgang um 3 Punkte auf 83,7 Zähler). Die Gründe hierfür waren die nicht mehr so expansiv gemeldeten Auftragseingänge aus dem In- und Ausland sowie eine deutlich abgeschwächte Erholung der Geschäftsentwicklung. Geschäfts- und Auftragslage sowie die Kapazitätsauslastung treten praktisch auf der Stelle. Den wachsenden Optimismus für eine kräftige Verbesserung der Geschäftsaussichten in den nächsten 12 Monaten konnte die schleppende Entwicklung im laufenden Quartal indes nicht schmälern. Drei Viertel der Befragten gehen von einem Anstieg der Logistiknachfrage aus, einen Rückgang erwartet praktisch niemand. Dies zeigt auch ein Blick auf die Kapazitätsplanung: die Investitionsbereitschaft nimmt zu und seit mehr als einem Jahr zeichnet sich erstmals wieder ein leichter Beschäftigungsaufbau ab.

 

 

 

Auf der Anwenderseite hat sich die konjunkturelle Lageeinschätzung stark aufgehellt (Zuwachs um gut 21 Punkte); nach einem Jahr ist sie damit wieder auf das Normalniveau zurückgekehrt (Index-stand: 102,4 Punkte). Alle Lagekomponenten konnten sich verbessern und mit Ausnahme der immer noch als recht reichlich beurteilten Kapazitätsverfügbarkeit im Markt haben alle Teilfragen in den expansiven Bereich gedreht – die Auslastung der eigenen Logistikkapazitäten sogar sehr kräftig. Demgegenüber fiel der Verbesserung der Erwartungen verhaltener aus (Anstieg um knapp 11 auf jetzt 124,7 Indexpunkte). Positiv wirkte hier vor allem die wieder auf Kapazitätsaufbau gerichteten Investitions- und Einstellungspläne, wobei der Swing beim geplanten Personaleinsatz besonders kräftig ausfiel. Die insgesamt sehr optimistische, auf Expansion gerichtete Erwartungshaltung in der deutschen Logistikwirtschaft spiegelt sich auch im Bereich „Grüne Logistik“ und Nachhaltigkeit wider. Während etwa die Hälfte der Befragten an ihren diesbezüglichen Investitionsplänen aus dem Vorjahr festhalten will, streben 40 Prozent der Logistikdienstleister und 36 Prozent der Anwender sogar verstärkte Investitionen in diesem Bereich an.

 

 

 

Der Logistik-Indikator wird vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) an der Universität Kiel für die Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) be-rechnet. Konstruktionsgemäß kann der Indikator Werte zwischen 0 und 200 annehmen, wobei ein Wert von 100 eine konjunkturelle Normalsituation kennzeichnet (befriedigende und stabile Geschäfts- und Auftragslage mit normaler Kapazitätsauslastung).

 

Diese Kommentierung fußt auf der bislang absehbaren Entwicklung der erhobenen Befragungskomponenten. Die Verdichtung zu den vorgestellten Gesamt- und Teilindikatoren ist auf der bisherigen Datengrundlage nur als erste Rechnung möglich. Das dem Indikatorkonzept zugrunde liegende Fragedesign zielt bei quartalsbezogenen Angaben auf eine Einschätzung der jahreszeitlich üblichen (um saisonale Effekte bereinigten) Werte ab. Gleichwohl ist nicht auszuschließen, dass sich im Antwortverhalten noch Saisoneffekte niederschlagen. Diese können zukünftig (nach längerer Laufzeit des Indikators) statistisch herausgerechnet werden. Darüber hinaus sind zukünftig auch Untersuchungen zu den zeitlichen Vorlaufeigenschaften sowohl zur sektoralen als auch zur gesamtwirtschaftlichen Konjunkturentwicklung möglich. Diese werden vom IfW durchgeführt, sobald die dazu notwendige Datengrundlage erreicht ist.