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Lesen Sie hier aktuelle Meldungen aus dem Bereich Rund um die Lagerlogistik. Falls auch Sie interessante News bei uns veröffentlichen möchten, dann senden Sie uns diese an presse(at)lagerflaeche(dot)de zu. Nun viel Spaß beim lesen:
Statement Wolfgang Albrecht
Statement Wolfgang
Albrecht
Geschäftsführer der PSI Logistics GmbH
Mitglied des Lenkungskreises des Forum Intralogistik
Vorsitzender des Vorstandes der Forschungsgemeinschaft
Intralogistik/Fördertechnik und Logistiksysteme
Mitglied des CeMAT-Präsidiums
8. Pressekonferenz des
Forum Intralogistik am 24. Februar 2010 in Frankfurt
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
auch ich begrüße Sie sehr herzlich hier in Frankfurt zu unserer jährlichen
Pressekonferenz der Intralogistik-Branche. Ich freue mich, dass die
Pressekonferenz des Forum Intralogistik schon eine so feste Größe im
Pressekalender geworden ist und Sie, wie auch in den Vorjahren, so zahlreich
erschienen sind. Sehr gerne möchte ich die Gelegenheit nutzen und Ihnen von der
Forschungsgemeinschaft Intralogistik, Fördertechnik und Logistiksysteme - kurz
der Forschungsgemeinschaft IFL - berichten.
Herr Hahn-Woernle hat ausgeführt, wie sehr die Wirtschaftskrise auch die
Intralogistik im Griff hat. Nachdem wir über Jahre hinweg vom Erfolg verwöhnt
wurden, mussten wir im Jahr 2009 branchenweit erstmalig einen rückläufigen
Umsatz hinnehmen und auch die Prognosen für das gerade begonnene Jahr stimmen
nicht gerade optimistisch. Umso erfreulicher ist es, dass die Firmen nach wie
vor in Forschung und Entwicklung investieren und der begonnene Prozess der
gemeinschaftlichen Forschung weiter vorangetrieben wird.
Die IFL hat es sich zur Aufgabe gemacht, mittels einer vorwettbewerblichen
Gemeinschaftsforschung die Wettbewerbsfähigkeit unserer Branche auch im internationalen
Wettbewerb zu sichern sowie die Anforderungen der Intralogistik-Branche bei den
Forschungsinstituten zu vertreten.
Die IFL wird von einer Reihe führender Unternehmen getragen und hat seit ihrer
Gründung bereits Forschungsprojekte mit einer beachtlichen Gesamtsumme von über
2 Millionen Euro gefördert.
Um die Tätigkeitsfelder auch weiterhin an den zukünftigen Bedarfen
auszurichten, hat die Forschungsgemeinschaft im vergangenen Jahr gemeinsam mit
dem IZT, dem Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertungen, die
Trendstudie „Zukunft der Intralogistik 2020+" erstellt. Im Rahmen dieser
Trendstudie haben wir eine Bedingungsanalyse des sozioökonomischen Umfeldes
sowie eine Beschreibung der Einflussfaktoren durchgeführt, um dann über eine
Szenariotechnologie eine Fortschreibung sich bereits abzeichnender Trends bis
2020+ vorzunehmen. Das sozioökonomische Umfeld wurde in die Felder:
Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, Technologie und Umwelt unterteilt.
Die wesentlichen Metatrends, welche Einfluss auf die Intralogistik haben, sind:
(a) Ressourcen-Effizienz
(b) Globalisierung
(c) Innovation
War es früher unser Hauptanliegen, Logistikprozesse kosten- und zeitoptimal zu
gestalten, so zeigt bereits heute die Popularität des Begriffes „Green Logistics",
dass es weitere Optimierungsdimensionen in der Intralogistik zu berücksichtigen
gilt. Ressourcen-Effizienz umfasst diese Ansätze, geht aber noch weiter. Ein
effizientes Ressourcenmanagement fokussiert eben alle für die Intralogistik
relevanten Ressourcen wie Zeit, Fläche, Mitarbeiter, Energie, Materialien (im
Herstellungs- wie auch im Nutzungsprozess).
Das Thema Globalisierung ist nicht neu und auch die Wirtschaftskrise wird den
seit Jahren anhaltenden Trend der Globalisierung nicht umkehren. War sie in der
Vergangenheit in der Regel ein Treiber für mehr Komplexität und last but not
least auch Wachstum der Intralogistik, so wird uns die Globalisierung in
Zukunft einige tiefgehende Veränderungen der Logistik im Allgemeinen und der
Intralogistik im Speziellen bringen. Ein Folgeeffekt der Globalisierung ist
eine bereits jetzt erkennbare Verschiebung der wirtschaftlichen
Gravitationszentren in Richtung der sogenannten Emerging Markets. Fand der
überwiegende Teil der Hersteller von Komponenten, Geräten und Systemen der
Intralogistik bisher in Europa ein ausreichendes Marktwachstum, so werden sie
mehr und mehr auf den Märkten in Übersee ihre Zukunftschancen suchen müssen.
Und die Kunden auf diesen Märkten werden anspruchsvoller und selbstbewusster.
Zielmarktspezifische lokale Varianten von Produkten bei gleichzeitig
zunehmender internationaler Standardisierung der Produkte ist nur eine
Konsequenz dieser Entwicklung. Gerade mit Blick auf intralogistische
Gesamtanlagen werden Themen wie Global Engineering, globaler Service und
Support sowie produkthafte Einzelkomponenten die Herausforderungen der Zukunft
sein. Mit diesem Trend werden sich aber nicht nur die Hersteller von
Intralogistik-Systemen und -komponenten sondern natürlich auch andere Branchen
befassen müssen, wodurch auch der Bedarf an neuen qualifizierten
Logistikdienstleistungen steigen wird.
Bereits heute leben mehr Menschen in Städten als auf dem Lande und dieser Trend
der fortschreitenden Urbanisierung hält an. Die Folge sind immer schneller
wachsende Megacitys. Immer mehr Menschen auf immer knapper werdendem Raum sind
logistisch zu versorgen. Hierfür werden wir sicher neue Logistikstrategien
entwickeln müssen.
Die wachsenden globalen Warenströme bedeuten auch eine hohe Verwundbarkeit
durch terroristische Aktionen. Die Intralogistik selbst wird diese nicht
verhindern können, aber Gefahrendetektion wird immer häufiger ein Thema für uns
sein.
Den dritten Metatrend fassen wir unter der Überschrift „Innovation"
zusammen. Das Thema Innovation lag immer schon im Zentrum unserer Strategie und
auch unsere Innovationen waren immer schon Basis unseres Erfolges. Die
erforderlichen Marktanteile in den jetzigen und zukünftigen Wachstumsmärkten
werden wir uns hart erarbeiten müssen. Wir haben dieses in den Zahlen zuvor
gesehen, die Ausfuhren nach China wuchsen um 5 Prozent und lagen damit unter
dem Wirtschaftswachstum der Volksrepublik. Zugleich sind die Ausfuhren der
chinesischen Intralogistik-Anbieter deutlich gestiegen. Das zeigt, der
Marktdruck nimmt zu und folgerichtig wird sich der Zwang zur Innovation
ebenfalls noch verstärken. Vor einer weiteren Entwicklung dürfen wir ebenfalls
nicht die Augen verschließen. Mit dem Erstarken der neuen Märkte und der
Entwicklung der dortigen Industrie, werden wir auch neue Wettbewerber nicht nur
auf den globalen Märkten, sondern auch hier in unserem Heimatmarkt bekommen.
Auch wenn im Jahr 2010 eine rückläufige Zahl der insgesamt in der Intralogistik
Beschäftigten erwartet wird - Herr Hahn-Woernle hatte auf diesen Umstand schon hingewiesen
- für die Sicherung der erforderlichen Innovationskraft benötigen wir
hochqualifizierte Fachkräfte. Auch bei der erwarteten Verlagerung von
Produktion und Engineering in die jeweiligen Zielmärkte, die Designzentren der
deutschen Intralogistik-Anbieter werden hier in Deutschland bleiben. Um diese
Kompetenz auch langfristig in unserem Land zu sichern, benötigen wir - trotz
einer rückläufigen Prognose der gesamten Beschäftigungszahlen - in der
Intralogistik bereits heute hochqualifizierte Spitzenkräfte. Herr Hahn-Woernle
hat hier den Begriff des „Rohstoffs der Zukunft" verwendet. Wir reden hier
über die Zukunft unserer Branche und die des Intralogistik-Standortes
Deutschland. Bereits jetzt können wir den Bedarf an Hochschulabsolventen kaum
decken und in Zukunft wird dieses Problem noch zunehmen. Eines unserer Ziele
ist es, mehr Schüler für ein Ingenieur- oder Informatikstudium zu begeistern.
Wenn wir den Bedarf
nicht aus Deutschland heraus decken können - und davon ist auszugehen -
benötigen wir ferner eine entsprechende Einwanderungspolitik, um die benötigten
Spitzenkräfte für unsere Unternehmen zu gewinnen. Besonders vor dem Hintergrund
der fortschreitenden Globalisierung und speziell auch unter Berücksichtigung
eines Global Engineering werden immer intensiver Mitarbeiter mit
internationalen Profilen gesucht werden.
Bei Betrachtung der Beschäftigungsstrukturen in der Intralogistik ist natürlich
auch die demografische Entwicklung ein wichtiges Thema. Das Durchschnittsalter
der Menschen, die mit unseren Produkten und Systemen arbeiten, steigt. Unsere
Kunden werden mehr und mehr vor dem Zwang stehen, neue innovative
Arbeitszeitmodelle zu entwickeln. Aus Sicht der Hersteller stellt uns die
demografische Entwicklung vor die Herausforderung neuer Mensch-Maschine-Schnittstellen
(MMI).
Bei immer stärkerem Zwang zur globalen Vermarktung und immer kürzeren und dabei
umfassenderen Innovationszyklen möchte ich es an dieser Stelle nicht versäumen,
das Thema Schutz vor Plagiaten und Wirtschaftsspionage anzusprechen. Wir werden
natürlich auch in die technischen Gegenmaßnahmen investieren, aber es verbleibt
die Forderung an die Politik, hier den rechtlichen Rahmen im internationalen
Kontext zu schaffen.
Was bedeuten diese Metatrends nun für die Arbeit der Forschungsgemeinschaft?
Aus der Trendstudie ergeben sich folgende Schwerpunktfelder für die
Forschungsgemeinschaft IFL:
1.) Neue Werkstoffe / Fertigungstechniken
In Anbetracht der immer weiter fortschreitenden Verknappung bestimmter
Rohstoffe und des Ziels der weiteren Reduzierung des Energiebedarfs wollen wir
den Einsatz von alternativen Werkstoffen und insbesondere von
Leichtbauwerkstoffen erforschen. Dabei geht es natürlich nicht nur um die
Werkstoffe selbst, sondern auch um die zugehörigen Verarbeitungsverfahren.
2.) Ressourceneffizienz
Der nachhaltige und bewusste Umgang mit den benötigten Ressourcen ist von
existenzieller Bedeutung für die gesamte Menschheit. Ich hatte ja bereits über
das Thema der Werkstoffe gesprochen. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit sind
hier auch die Recyclingeigenschaften der verwendeten Materialien zu
untersuchen. Ein weiterer Punkt ist die Ermittlung der Wirkprinzipien zwischen
den intralogistischen Prozessen und dem Energieverbrauch. Diese Wirkprinzipien
sind dann auch die Basis für ein Energiemanagement, welches zukünftig
Bestandteil der Steuerungs- und IT-Systeme sein wird.
3.) Sensorik
Mit Blick auf die weitere Automatisierung intralogistischer Prozesse war und
ist die Sensorik eine wichtige Basistechnologie. Entsprechend wollen wir diesen
Bereich fördern. Wir erwarten, dass die Sensorik auch Antworten für neue
Aufgaben, wie die Gefahrstoffdetektion, liefert. Aber auch für die Robotik wird
die Sensorik die benötigten Impulse liefern.
4.) Mensch-Maschine-Schnittstelle
Wir haben in den letzten Jahrzehnten gelernt, dass der Königsweg in der
Intralogistik eine Kombination von automatisierten und nicht automatisierten
Prozessschritten ist. Die Produktivität wird wesentlich durch die Schnittstelle
zwischen den Maschinen und dem Menschen beeinflusst. Wir erlebten
beispielsweise bereits den Einzug von sprachbasierenden Technologien. Von
bestehenden wie zukunftsträchtigen Technologien wie beispielsweise der
virtuellen Realität erwarten wir einen Produktivitätsschub in unterschiedlichen
Bereichen der Intralogistik. Ich hatte bereits das Thema Demografiewandel
angesprochen. Dieser wird selbstverständlich auch Einfluss auf die
Mensch-Maschine-Schnittstellen haben. Nicht zuletzt sind in diesem Kontext auch
weitere gesetzliche Regelungen und Richtlinien zu erwarten, welche dann in
ihren Auswirkungen untersucht werden müssen und umzusetzen sind.
5.) Neue Transportmittel
Es wird ein viel zu großer Anteil Luft über unsere Straßen bewegt. Hier besteht
Optimierungsbedarf. Auch die Verstädterung unserer Welt benötigt neue
Transportmittel. Der Distributionsprozess ist hinsichtlich des Flächenbedarfs
zu optimieren.
6.) Softwarebasierende Optimierungsalgorithmen
Die klassischen Optimierungsdimensionen der Intralogistik Zeit, Personal und
Fahrwege reichen nicht mehr aus. Es sind große Optimierungspotenziale durch
Einbeziehen der gesamten Supply Chain zu erschließen. Es gilt durch Einbeziehen
aller relevanten Parameter im gesamten logistischen Netzwerk jeweils ein
Gesamtoptimum für die beteiligten Unternehmen zu finden. Ein weiteres Thema ist
die Energieoptimierung. Allein durch energieoptimierte Planungs- und
Dispositionsverfahren kann der Energieverbrauch in der Intralogistik um mehr
als 15 Prozent gesenkt werden. Diese Themenfelder werden in Form von Ausschreibungen
an wissenschaftliche Institute weitergeleitet, um sie zur Einreichung von
diesbezüglichen Projektideen zu animieren. Aufgrund der Vielschichtigkeit
unserer Branche haben wir dabei nicht nur die Logistik- und
Fördertechnikinstitute im Blick: wir erwarten zukünftig mehr interdisziplinäre
Kooperationen zwischen Instituten, Lehrstühlen und Hochschulen und werden diese
auch, soweit wir dieses können, fördern.
Meine Damen und Herren, die Forschungsgemeinschaft IFL sieht sich als wichtigen
Baustein im Gesamtgefüge der Intralogistik, um die Innovationskraft der
hiesigen Intralogistik-Anbieter zu erhalten und auszubauen. Durch das Element
der Gemeinschaftsforschung wird die Finanzierung von Forschung und Entwicklung
auch für sogenannte KMU leichter. Wir fördern Projekte mit eigenen wie auch mit
öffentlichen Geldern. Darüber hinaus steht die Forschungsgemeinschaft in
intensivem Austausch mit den wissenschaftlichen Instituten, um den jetzigen und
zukünftigen Bedarf der Industrie mit den Ideen und Ausrichtungen der
wissenschaftlichen Institute und Hochschulen abzugleichen.